Der Protagonist ist der Held eines Werkes und die Hauptrolle in einer Erzählung oder in einem Schauspiel. Der Begriff geht auf das Theater der Antike zurück, wo er der Darsteller der ersten Rolle eines Schauspiels war (Hauptdarsteller). Somit steht der Protagonist vor Deuteragonist oder Tritagonist; der zweiten und dritten Rolle im Drama. Sein Gegenspieler ist der Antagonist.
Diese klassische Bedeutung kann allerdings nur noch als Hintergrund des Wortes gelten und ist heutzutage sehr ungenügend. Mittlerweile ist der Protagonist nicht nur auf das Theater beschränkt, sondern lässt sich in fast allen erzählenden Medien ausmachen und identifizieren.
So gibt es Protagonisten in allerlei filmischen und literarischen Werken und in Computerspielen müssen wir den Helden – also die Figur, die durch den Spieler gesteuert wird – als den Protagonisten der Handlung verstehen. Folglich können wir festhalten, dass der Protagonist der Hauptsächlich-Handelnde in einer Handlung ist. Er ist somit die Figur, um die es letzten Endes geht.
Hinweis: Das Wort Protagonist leitet sich dabei aus dem Griechischen ab (πρωταγωνιστής, protagonistés) und bedeutet in etwa „Erst-“ oder „Haupthandelnder“. Dabei lässt sich „prótos“ mit „der erste“ und „ágo“ mit „bewegen, führen oder handeln“ übersetzen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Den Protagonisten erkennen
- 1.1 Muss der Protagonist gut sein?
- 1.2 Bekannte Protagonisten und Beispiele
Den Protagonisten erkennen
Der Protagonist muss nicht zwangsläufig die Titelfigur eines Werkes sein, auch wenn dies meist der Fall ist. Die Titelfigur ist die Figur, die im Titel eines Werkes genannt wird.
Wir erkennen den Protagonisten daran, dass er die Figur eines Werkes ist, die eine Entwicklung durchlebt und die Handlung in einem Stück bestimmt. Diese Entwicklung ist meist zum Positiven (Guten). Diese Entwicklung macht der Protagonist aufgrund der Erlebnisse und Erfahrungen, die er in einem Werk erfährt.
Häufig wird der Protagonist in irgendeiner Form geprüft oder hat Pläne, die er in der Handlung verfolgt. Diese Pläne werden oftmals vom Antagonisten gefährdet. Durch das Meistern und Überwinden dieser Hindernisse reift der Protagonist im Laufe des Werkes und durchlebt die angesprochene Wandlung.
Hinweis: Der Antagonist muss übrigens nicht zwangsläufig ein Lebewesen sein. Mitunter können auch abstrakte Dinge oder Landschaften (bspw. im Abenteuerroman) den typischen Antagonisten bilden. Prinzipiell kann der Antagonist also alles sein, was den Protagonisten in seinem Fortkommen behindert (Bürokratie, Religion, Magie, Umwelt etc). Der Antagonist ist folglich die Personifikation der Schwelle, die der Protagonist überwinden muss. Allerdings muss es nicht immer einen Antagonisten geben.
Muss der Protagonist gut sein?
Häufig wird der Fehler begangen, den Antagonisten als Bösewicht und den Protagonisten als Guten zu bezeichnen. Dennoch ist der Protagonist nicht zwangsläufig der positive Held.
Prinzipiell ist der typische Protagonist zwar mit positiven Eigenschaften ausgestattet, doch gerade in der Moderne können sie auch bösartig sein oder Antihelden verkörpern. Das bedeutet, dass das Gleichgewicht zwischen Antagonisten und Protagonisten auch kippen kann.
Mitunter richtet der Protagonist in einer Erzählung sogar Schaden an. Denken wir beispielsweise an den Film „Fightclub„, wird klar, was gemeint ist. Immerhin versucht die Hauptfigur hierbei die halbe Stadt in die Luft zu jagen, verprügelt Menschen und sorgt für Chaos.
Der Antagonist ist hierbei das System (Polizei, Bürokratie, Demokratie), das sich den Handelnden in den Weg stellt. Das Verhältnis zwischen Gut und Böse ist also nicht immer eindeutig.
Bekannte Protagonisten und Beispiele
Der Protagonist begegnet uns sowohl in klassischen Schauspielen als auch in zeitgenössischen Werken. Schauen wir dafür auf zwei typische und bekannte Beispiel-Konstellationen.
Konstellation am Beispiel von Harry Potter
Die Romanreihe „Harry Potter“ der englischen Autorin Joanne K. Rowling wurde in den vergangenen Jahren zum Kult im Bereich der Jugendliteratur. Auch hierbei lassen sich ganz klar und deutlich die einzelnen Konstellationen anhand des vorgestellten Prinzips veranschaulichen.
Harry Potter ist selbstredend der klassische Protagonist des Werkes und außerdem die Titelfigur der Romanreihe. Ihm Gegenüber steht Lord Voldemort als dunkler Antagonist, der sich dem „guten“ Harry in den Weg stellt und versucht, ihn an seinen unterschiedlichen Vorhaben zu hindern.
Harry sind ganz unterschiedliche Figuren zur Seite gestellt, allerdings finden wir in Ron Weasley und Hermine Granger schöne Beispiele für den Deuteragonisten. Sie sind gewissermaßen die „zweiten Hauptrollen“ und ermöglichen uns einen anderen Blick auf den Hauptdarsteller, da sie sich über diesen äußern und mit ihm kommunizieren.
Konstellation am Beispiel von Herr der Ringe
Ein weiteres, sehr klares Beispiel für diese Konstellation zwischen Antagonist und Protagonist, finden wir in der Romanreihe „Der Herr der Ringe“ des britischen Schriftsteller J. R. R. Tolkien. Abermals sind die Rollen ganz klar zwischen den einzelnen Charakteren verteilt.
Frodo Beutlin ist hierbei klar als Protagonist zu identifizieren, der sich aufgrund zahlreicher Prüfungen im Laufes des Romans stark entwickelt. Ihm gegenüber steht Sauron als das personifizierte Böse, der versucht, den Hobbit und dessen Gefährten bei ihrer Reise zu behindern.
Als Deuteragonisten können in diesem Fall nahezu alle Gefährten des Hobbits gelten. Namentlich wären hierbei Sam, Pippin, Legolas, Gimli oder auch Aragorn zu nennen, auch wenn das Portfolio natürlich noch viel größer und komplexer ist.
Kurzübersicht: Das Wichtigste zum Protagonisten im Überblick
- Der Protagonist ist der „Haupthandelnde“ in einem Werk.
- Meist durchlebt er im Laufe der Erzählung eine Entwicklung zum Positiven hin.
- Dies geschieht aufgrund diverser Erlebnisse, Prüfungen und Erfahrungen.
- Der Gegenspieler des Protagonisten ist der Antagonist, der versucht, die Pläne des P. zu durchkreuzen und ist häufig auch das charakterliche Gegenstück.
- Die zweiten und dritten Hauptrollen werden als Deuteragonisten und Tritagonisten bezeichnet.
- Der Protagonist muss nicht gut sein!
Synonyme: Hauptdarsteller, Hauptperson, Gestalt, Hauptfigur, Held, Heldin, Matador, Matadorin, Schlüsselfigur, Vorkämpfer, Vorkämpferin, Vorreiter, Vorreiterin
- Charakterisierung →
- Antagonist
- Deuteragonist
- Auktorialer Erzähler